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„Bist du am Wochenende hier oder beim Papa?“ fragt die Freundin meiner Tochter so nebenbei beim Verabschieden. „Ah, beim Papa. Dann ruf ich dich da am Samstag an.“ Ganz selbstverständlich gehen nach kurzer Zeit Kinder mit der Situation der getrennt wohnenden Eltern um.

In Kindergärten und Schulen ist es normal, dass die Eltern vieler Kinder nicht zusammen wohnen. Bis zu 20% der Mädchen und Jungen wachsen so auf. Fast 90% wohnen bei ihren Müttern und haben (unterschiedlich intensiven) Umgang mit ihren Vätern, meist nur am Wochenende. Das gemeinsame Sorgerecht so zu füllen, reicht einer langsam wachsenden Zahl von Vätern nicht mehr. Sogenannte Wechselmodelle für den Umgang werden ausprobiert.

Familie lebt in vielen Formen und verändert sich. Alleinerziehend werden Mütter oder Väter durch Trennung und Scheidung, durch den Tod des Partners oder als selbstgewählte Lebensform.

Alleinerziehende sind sehr unterschiedliche Eltern aus allen Milieus und Schichten, mit und ohne Migrationshintergrund. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung, für ihre Kinder überwiegend allein verantwortlich zu sein. Da gilt es den Alltag mit den Kindern zu organisieren, kompetent mit Erwerbstätigkeit und Betreuung der Kinder zu jonglieren und dabei sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren.

Die andere Seite des Alleinerziehendenlebens zeigt sich, wenn das Geld nicht reicht oder die (angebotenen) Arbeitszeiten nicht zu einem Leben mit Kindern passt. Wenn sich die getrennten Eltern um Umgangs- und Sorgerechtsfragen streiten oder die sozialen Netzwerke dünn werden. In solch krisenhaften Zeiten braucht es die Erfahrung von gegenseitiger Unterstützung, von Beratung und Begleitung, vom Dazugehören und finanzieller Überbrückung. Dann ist wieder Leben möglich.

Im Logo der bayrischen Alleinerziehendenarbeit in Kirche und Diakonie spiegelt sich diese Erleben: Es zeigt eine bunte Schnecke, aus deren Öffnung überraschenderweise Tulpen sprießen. Die Schnecke macht deutlich, dass aus der Krümmung heraus wieder Entwicklung möglich ist, dass Neues entstehen kann. Die Spirale ermöglicht einen Weg zur Mitte, einen Weg aus der Mitte heraus – der Lebensweg mit seinen Windungen und Kehren, mit weiten Wegen und scheinbaren Umwegen wird sichtbar. Die Tulpen stehen für die Schönheit und Lebendigkeit, das Erwachen der Kräfte im Frühling nach einem langen Winter.

Für diese Lebenswege haben wir die heilsame Zusicherung Gottes, uns auf allen Wegen, den krummen und den geraden, zu begleiten.

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