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Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Wellblechdächer weit und breit. Es ist unsagbar heiß. Südafrika. Genauer: Heidedahl, ein Township mitten im kargen Free State. Mir rinnt der Schweiß herunter, das T-Shirt ist nass und ich fühle mich völlig ausgetrocknet. Meine farbige Gastmutter grinst: „Da ist es!“ Und jetzt höre ich es auch: Singen, Trommeln und lebhaftes Diskutieren. Endlich haben wir die Kirche erreicht. Der Gottesdienst ist bereits in vollem Gange, aber das macht nichts. Begeistert werden wir begrüßt, irgendjemand betet sofort für uns und, obwohl ich eben noch ganz k.o. war, muss ich einfach mitsingen und -tanzen.

Jemand steht auf und beginnt zu predigen. Die Menschen kommen zur Ruhe und lauschen den Worten. „Amen!“ wird er unterbrochen. Immer wieder „Amen! Amen!“ Die Gemeinde stimmt ihm zu. Ursprünglich kommt „Amen“ aus dem Hebräischen und bedeutet „gewiss“ und „Es gilt.“ Wer „Amen!“ ruft, willigt ein in das, was der Predigende oder Betende vorgesagt hat, und erkennt es als wahr an. So prüft die Gemeinde den Inhalt der Predigt und lässt dem Prediger längst nicht alles durchgehen. Einfach Ja und Amen sagen, zustimmen, weil es dann am wenigsten Scherereien gibt?

Auch „Nia!“-Rufe werden laut, das heißt „Nein, wir stimmen Dir nicht zu!“ Der Predigende wartet einen Moment. Seine These war gewagt. „Amen?“ fragt er nach. Unschlüssiges Schweigen. Amen oder Nia? „Amen!“ Einer der Älteren hat sich durchgerungen. „Na gut, ja, es gilt!“ Nach und nach fällt die Gemeinde ein: „Amen! Amen!“ Der Prediger ist erleichtert. „Amen!“ Es gilt also. Er stimmt ein Loblied an.

Meine Gedanken wandern nach Deutschland. Ich muss ein bisschen grinsen. Wie oft habe ich als Konfirmand auf das „Amen“ gewartet. Oft verband ich es mit einem dankbaren Aufatmen: Amen - die Predigt ist vorbei. Jetzt verstehe ich: Das ist nicht das, was das „Amen“ eigentlich wollte. Es will ein überzeugtes „So ist es!“ sein.

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