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Ein Aufbruch ist oft etwas Selbstverständliches, und manchmal ist ein Aufbruch etwas Besonderes. Morgens, oder zu einer anderen Tageszeit, brechen viele zur Arbeit auf. Das wird nach einiger Zeit zur Routine und man merkt irgendwann gar nicht mehr, dass es jedes Mal ein Aufbruch ist. Ganz anders fühlen sich Menschen, wenn sie aufbrechen, um auszuwandern: weg von hiesigem Einerlei und Alltagstrott, heraus aus Zwängen und was einem alles Kräfte raubt! Ob – von Aufbruchsstimmung befeuert – daraus ein wirklicher Aufbruch wird, zeigt sich oft erst mit der Zeit: manchmal ist so ein Aufbruch in einem anderen Land geglückt, manchmal endet er desillusioniert.

So oder so ist jeder Aufbruch eine körperliche Bewegung: vorwärts und natürlich aufwärts gerichtet! Nach dem Anpfiff eines Fußballspiels kann man sehen, welche der beiden Mannschaften eine stärkere Dynamik nach vorne entwickeln kann. Aber auch taktisch geschickt eingestellt zu sein gehört dazu, um nach dem Abpfiff die Arme siegreich hochreißen und aufatmen zu können: Das Spiel ist aus!

Noch lange nicht ist das Leben aus, wenn man krank daniederliegt. Nach einer Phase der Unruhe, vielleicht auch der Hitze, des Schweißes kann man allmählich in Gedanken aufbrechen: zu Orten, zu Menschen, zu Situationen, an die man sich gerne erinnert. Und man verweilt dort eine Zeitlang, um sich zu erholen.

Im Liegen, aber auch im Sitzen – also ohne körperliche Bewegung – kann man die Seele ermuntern aufzubrechen: „Auf, Seele, auf und säume nicht!“, wie es in einem alten Kirchenlied heißt (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 73). Unabhängig von meinem körperlichen Zustand kann ich meiner Seele gut zureden und sie animieren aufzubrechen. Wohin? Zum Licht! Zum hellen Schein Jesu Christi! Aus den himmlischen Welten bricht ein besonderes Licht hervor: Für die Seele ist es eine unbeschreibliche Wohltat aufzubrechen, um im Glanze dieses Lichtes zu sein: im Frieden, in Freude, in Herrlichkeit.

Und dann machen Menschen sich manchmal fertig und brechen in einem Gottesdienst gemeinsam auf. Die Gemeinde hat sich erhoben und betet das Vaterunser: „Dein Reich komme...“ Bewegt sich das Reich Gottes mit Gerechtigkeit und Herrlichkeit zu uns, oder sind wir auf dem Weg dorthin...? Vielleicht stimmt beides.

Nach einem oft langen Lebenslauf, nach vielen Aufbrüchen zur Arbeit und zu geliebten Menschen, werden Menschen alt. Manchmal sehnt man das Ende herbei, manchmal fürchtet man sich davor, wenn alles Irdische beendet sein soll. Natürlich macht sich im Alter auch Abschiedsschmerz breit! Doch tut es der Seele von alten – auch von jüngeren! – Menschen gut, wenn daneben Vorfreude aufkommt und stärker wird: wenn man ein letztes Mal aufbricht, weil man heimgerufen wird, in ein anderes Land, in die himmlische Heimat.

 

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