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Sandra holt aus und schmettert den Ball auf den Tisch. Spiel, Satz, Sieg! Sie hat es geschafft und steht im Finale. Eine Medaille hat sie sicher. Sandra ist 11 Jahre alt, sitzt seit ihrer Geburt im Rollstuhl. Bei diesem Turnier ist Sandra die einzige „Behinderte“. Sie hat es den „Normalen“ gezeigt. Alle in der Sporthalle haben besonders über ihre Leistung gestaunt. „Die haben ganz schön aus der Wäsche geguckt, weil ich in meinem Rollstuhl so gut spielen kann!“, sagt Sandra selbstbewusst.

Was heißt eigentlich „behindert“? Gängige Definitionen sprechen von Behinderung als einem unheilbaren Schaden oder einer dauerhaften Funktionseinschränkung, einer Abweichung von der Norm. Neuere Definitionen nehmen den Aspekt einer Benachteiligung im sozialen Leben mit auf. Jedoch: Die Einteilung in „Behinderte“, „Nichtbehinderte“ oder „Normale“ ist eine menschliche Erfindung. Eine Norm ist immer eine von Menschen entschiedene Festlegung. Erst ein Vergleich von Menschen ermöglicht eine Einteilung. Nun: Wer kann von sich selbst behaupten, „normal“ zu sein? Normal sein ist eine Frage der individuellen Perspektive.

„Jeder Mensch ist anders, das ist normal!“, so Richard von Weizsäcker. Aus der Sicht christlicher Anthropologie ist hinzuzufügen: Jeder Mensch ist ein einzigartiges Geschöpf Gottes. Jeder Mensch hat Möglichkeiten und Grenzen, ist begabt und begrenzt zugleich. Die Vielfalt der Menschen ist ein Wunder der Schöpfung. Und: Wert und Würde des Menschen hängen nicht von Fähigkeiten, Eigenschaften oder Leistungen ab. Wert und Würde sind uns zugesagt.

Das Ausmaß der Gaben und Grenzen ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Das zeigen schon die Geschichten in der Bibel. Ein gutes Beispiel ist Mose, der Anführer des israelitischen Volkes. Beim Auszug aus Ägypten und bei der Wanderung durch die Wüste stellt er seine Führungsqualitäten unter Beweis. Im Gespräch mit Gott gesteht er jedoch offen ein: „Ich bin im Reden viel zu schwerfällig und unbeholfen!“ (2. Mose 4,10).

Den Super-Menschen, die Alles-Könnerin gibt es nicht. Jeder hat eine Behinderung. Wohl dem, der seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen kennt! Wohl der, die mit den Möglichkeiten und Grenzen ihres Mitmenschen respektvoll umgehen kann, auch wenn die Grenze besonders offensichtlich ist.

 

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