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Will man als Deutscher über Durst schreiben, klingt das für Menschen aus Dritt-Welt-Ländern wahrscheinlich wie Hohn. Kaum einer hier im wohlhabenden Westeuropa, mich eingeschlossen, hat doch - Gott sei es gedankt - jemals wirklichen Durst erlebt, hat erfahren, wie die Zunge am Gaumen klebt und der Körper vor Flüssigkeitsmangel kaum noch eine Bewegung zu Stande bringt.

Aber auch wenn meine grundlegenden körperlichen Bedürfnisse – ein Bett, Nahrung und Flüssigkeit – gedeckt sind, so kenne ich doch das Gefühl von Mangel und Begrenztheit. Nicht alles, wonach ich lechtze bekomme ich, wie frisches Leitungswasser zu jeder Zeit. Ich habe meine eigene Durstgeschichte.

Wie sehr dürste ich nach Liebe und Anerkennung, danach, dass ich gesehen werde - nicht nur in meinen Fähigkeiten und Äußerlichkeiten erkannt werde, sondern sogar mit meinen dunklen und schwierigen Seiten einfach da sein darf.

Wie sehr dürste ich nach der Heilung und Versöhnung der zerbrochenen Beziehungen, die sich über ein Leben an-sammeln. Ein Wort zuviel, ein Schritt zu weit und manchmal sind sich Menschen für eine ganzes Leben fremd und feind geworden und eine Versöhnung scheint unmöglich.

Wie sehr dürste ich nach Ruhe und Frieden. Immer kämpfen, kämpfen, kämpfen. Die Arbeit ist hart, man muss dran bleiben, damit einen die anderen nicht überholen. Für Familie, für Freunde, für mich selbst, für ein gutes Buch und ein Glas Rotwein bleibt da wenig Zeit – die Angst vor dem Versagen zwingt zum Weiterkämpfen.

Ich glaube nicht mehr daran, dass in einer Lebenszeit dieser Durst aufhört, ich glaube nicht mehr, dass der Durst der ganzen Welt aufhört. Ich wünsche mir das - klar – aber die Weltgeschichte scheint wohl eine lange Durstgeschichte zu sein.

Was mich tröstet ist die Botschaft der Bibel, Gott kennt meinen Durst und den Durst so vieler anderer, Gott kennt die persönliche Durstgeschichte jedes einzelnen, aber diese Durstgeschichte wird nicht am Schluss unserer Lebens-geschichten stehen: „Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten“..., „denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ (Offb 7,16a.17)

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