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Was mag der erste Mensch gedacht haben, der durch ein Teleskop in den Himmel gesehen hat und diese unendliche Weite entdeckte?

Ein Blick durch ein Teleskop, eine zersprungene Fensterscheibe, ein Mikroskop, ein Prisma, eine Lupe oder ein Fernrohr; der Blick durch die sprichwörtliche rosarote Brille oder durch Butzenglas. Alle haben sie etwas gemeinsam. Es ist der Blick durch Glas.

Durch Erhitzen, Walzen, Färben und Schleifen erhält Glas die Formen, in denen wir es kennen. Ein Trinkbecher, ein buntes Kirchenfenster oder eben die Linsen eines Teleskops.

Wir blicken durch Glas, und die Sterne werden zu dem, was sie sind: riesige Himmelskörper aus Gas und Materie. Wir blicken durch Glas und da verzerrt sich etwas, Lichtstrahlen spalten sich auf und die Farben des Lichts werden sichtbar. Nahes wird fern und Fernes wird nah. Unbekannte Details werden endlich erkennbar oder Konturen und Kontraste werden unscharf. Glas verändert unsere Sicht auf die Dinge.

Manchmal wünschte ich, ich hätte ein Reservoir an Gläsern, die meinen Blick verändern. Man müsste aufpassen, dass man nicht die falsche Brille, das falsche Glas erwischt, damit nicht alles noch unschärfer und noch dunkler würde. Aber mit ein bisschen Übung wäre es sicher eine große Hilfe. Ein Griff und ich kann die Sterne in all ihrer Klarheit sehen. Die richtige Brille aufgesetzt, und das Grau des Himmels wird blau. Wenn ich vor einem Problem stehe, an dessen Lösung ich einfach nicht herankomme, dann schnell zur Lupe gegriffen und schon wird klar, wo der Haken ist.

Dieses Glasarchiv für jede Lebenssituation gibt es leider nicht. Nicht zum Anfassen jedenfalls. So manches Glas tragen wir aber in uns mit: Unsere Wünsche und Hoffnungen, unsere Befürchtungen und Ängste, unser Wissen und unsere Gefühle. Durch sie nehmen wir die Welt wahr. Manchmal genügt es, die „Gläser“ auszutauschen, Angst durch Mut oder Überschwang durch Besonnenheit.

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