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„Kruzifix…!“ – leider viel zu oft wird dieses Wort in Wut falsch benutzt. Ein Lexikon würde nüchtern Auskunft geben: Darstellung des gekreuzigten Jesus. Ursprünglich aus dem Lateinischen „cruci fixus“, zu deutsch „ans Kreuz geheftet“.

Soweit so gut. Aber Jesus, angeheftet ans Kreuz – wer bist du? Dargestellt worden bist du ja oft. In einer Dorfkirche am Altar steht ein Kreuz. Dein Kopf hängt kraftlos nach vorne. Deine Arme und Beine sind aber angespannt. Man sieht dir richtig deinen Todeskampf und Leidensschmerz an. Du nimmst das größte Leiden auf dich, leidest mehr, als ein Mensch ertragen kann. Was hast du verbrochen?

Jesus, angeheftet ans Kreuz – wer bist du? Manchmal stehen die heute geheimnisvollen Buchstaben INRI über deinem Haupt. Jesus, der König der Juden. Mit dieser Anklage bist du verurteilt worden, mit dieser Anklage hingerichtet worden. Aber bist du ein König? Du, der Wanderprediger? In einem alten Dom hängt über dem Altarraum ein Kreuz. Erhobenen Hauptes, mit einer Krone gekrönt, schaust du in den Kirchenraum. Wie wenn es dir nichts ausmachen würde, das Kreuz an dem du hängst. Wie wenn du es stumm erträgst. Das Kreuz, das Leid der Welt. Wenn ich dich so sehe, kommen mir deine Worte zu Pilatus wieder in den Sinn: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36)

Jesus, angeheftet ans Kreuz – wer bist du? Da fällt mir noch ein Kreuz ein. So ganz anders, als die anderen Kreuze. Aus deinem Kreuz wachsen grüne Ranken und durchdringen das gesamte Mosaik. Grün und lebendig, wie das neue Leben. Und du hängst nicht mehr am Kreuz. Nein, du stehst davor.

Jesus, angeheftet ans Kreuz – der Auferstandene! Der du tot warst, am Kreuz gestorben, hast in deinem Todeskampf den Tod überwunden und bringst das Leben. Das Kreuz als Zeichen des Todes und der Strafe für Verbrecher ist zum Zeichen des Sieges geworden.

Oder um es mit den Worten eines alten christlichen Hymnus zusagen: Jesus, angeheftet ans Kreuz. Du erniedrigtest dich selbst und warst gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat dich auch Gott erhöht und hat dir den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in deinem Namen sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass du, Jesus Christus, der Herr bist, zur Ehre Gottes, deines Vaters. (nach Phil 2,8-11)

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