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„Jubelnde Chöre und schiefe Stimmen oder himmlische Heerscharen mit Lobgesang“, lautete eine Meldung zum Evangelischen Kirchentag in Hannover. Gesang als Ausdruck von Verehrung und Freude kann ansteckend sein. Und verführerisch.

Der Dichter Arnim Juhre gibt mit einem seiner Lieder zu bedenken: „Sing nicht so schnell dein Glaubenslied, sing nicht so laut, so grell“, und weiß wohl um die Gefahren mancher Loblieder, die zu hurtig sind mit dem gemeinschaftlichen Frohsinn.

Denn so leicht, wie es auf Kirchentagen mitunter aus vielen Kehlen gleichzeitig klingt, haben es sich die Lobsingenden der Bibel nicht gemacht.

Die biblischen Lobgesänge sind entstanden aus erschütternden Erlebnissen von Einzelnen oder Wenigen. Maria und Hanna, Zacharias und Simeon, Mirjam und Debora, die Psalmisten und die drei Männer im Feuerofen – sie alle haben Unvorstellbares erkannt und durchlitten. Und es sind zunächst diese ganz persönlichen Erfahrungen, die dabei ihren Ausdruck finden.

Taugen also Lobgesänge überhaupt als Gemeindelieder?

Eine Spur zu einer möglichen Antwort legt eine andere Dichterin, Hilde Domin, im letzten Abschnitt ihres Gedichts „Bitte“: „Und daß wir aus der Flut / daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen / immer versehrter und immer heiler / stets von neuem / zu uns selbst / entlassen werden“.

Wer bei diesen Zeilen den Lobgesang der drei Männer im Feuerofen im Ohr hat, hört die Worte anders: Erlösung ist mehr als die Bewahrung vor Unglück und Gefahr. Erlösung geschieht aus dem tiefen Bewusstsein heraus, dass wir als Geschöpfe mittendrin sind: im Feuer und im Wind, in allem, was uns die Schöpfung an Verletzung und Zärtlichkeit, an Gefährdung und Freude zumutet.

Wer das ehrlich sagen und wagen mag, der singe!

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