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In der modernen westlichen Welt ist es wichtig, nützlich zu sein. Für wen auch immer. Als nützliche Menschen, so sagen manche, haben wir erst einen gewissen Wert, sind zu etwas gut. Also: lasst uns zu Narren werden, auch wenn dieses Wort kaum jemand mehr braucht. Denn der Narr an sich ist ein äußerst nützlicher Mensch. Eulenspiegel war es, der seiner Umwelt eben den Spiegel vorhielt und ihr zeigte, wo sie sich dümmer verhielt, als er, der Narr, es augenscheinlich tat. Erasmus war es, in seinem „Lob der Torheit“, Sebastian Brant mit seinem „Narrenschiff“.

Narren sind ja, wohlverstanden, nicht dumme Menschen, auch wenn das Wort als despektierliche Beschimpfung dienen muss. Nein, sie sind eigentlich die, die die Welt verstanden haben oder zumindest begriffen haben, wo es etwas zu verstehen gibt und wo nicht. So sind Narren zwangsläufig die natürlichen Feinde derer, die meinen, auf höherem Podest zu stehen als andere, weil sie etwas mehr vom Kuchen der Weisheit genascht zu haben glauben.

Sogar unter biblischer Prominenz tummeln sich solche Besser-Nicht-Wisser. So schreibt doch beispielsweise der Apostel Paulus seinen Korinthern ins Stammbuch: "Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde (1. Korinther 3,18)". Wem das nun zu dialektisch ist, der bedenke- ob er nun dem christlichen Glauben zugeneigt ist oder nicht- dass diese Argumentation zumindest logisch ist. Warum?

Weil der Grund dieser Aussage in den Augen der Welt die größte Narrheit ist, die man sich vorstellen konnte, nämlich die des Wortes vom Kreuz. Närrisch, zu glauben, dass durch das Sterben Jesu von Nazareth am Kreuz Gott seinen Frieden mit der Welt machen wollte. Und damit spielt der Apostel: ja, wer dies glaubt, ist tatsächlich ein Narr, aber eben im guten Sinne. Bis zum heutigen Tag ist das so: Christinnen und Christinnen sind eigentlich die Närrinnen und Narren in dieser Welt, was aber nichts mit Karneval, lustigen Mützen und Funkenmariechen zu tun hat. „Wir sind Narren um Christi willen“; schreibt Paulus weiter (1. Korinther 4,10). Und insofern wieder ungemein nützlich!

Denn: solche Närrinnen und Narren halten bis heute der in ihren Gesetzen angeblich funktionierenden Gesellschaft gerne den Spiegel vor: Schaut, ihr seid Menschen. Schau, du bist ein Mensch. Ein Mensch, der Liebe und Zuneigung, Zärtlichkeit und Frieden braucht. Warum gibst du dich so kämpferisch und stark? Warum willst du mehr sein, als du bist? Gott hat es doch vorgemacht. In der Schwäche des Kreuzes hat er wahre Stärke gezeigt.

Und so dienen sie dem eigentlichen Mensch-sein, besser: Mensch-Werden. Man spricht von ihnen auch gerne als den „Heiligen und Narren“. Ein berühmter Vertreter dieser Zunft war Franz von Assisi. Diese Narren unterscheiden sich von Dummköpfen, die anderen mit ihren Narreteien schaden wollen um der eigenen Freude willen. Diese Narren Gottes, die heute gottlob immer noch durch die Gegend hüpfen, weisen von sich weg auf einen anderen hin. Um der Liebe willen, die das einzige Band sein kann, das diese Welt vorläufig zusammen hält. Mir sagte mal jemand: „Mein Gott, Sie sind ein Narr!“ Und ich antwortete: „Na, hoffentlich!“

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