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Respekt gehört zu den verletzlichen Worten in unserem Erfahrungsschatz. Oft schon wurde es missbraucht, hat Brüche davon getragen und braucht in besonderer Weise unser Rückgrat. Wo Respekt eingefordert wird, um den eigenen Machtanspruch zu stärken und wo Respekt geübt wird, um sich den Machtansprüchen anderer zu unterwerfen, werden die Verletzungen schmerzlich bewusst. Und sie können erst wieder heilen, wenn Vertrauen, Demut und Achtung dabei helfen, das Rückgrat neu zu stärken – bei den Gebeugten ebenso wie bei denen, die andere klein halten wollen.

Respekt braucht Vertrauen in das, was uns im Innern aufrichtet. Nur so können wir auch anderen vertrauensvoll begegnen. Vertrauen heißt aber auch: sich vertraut machen mit den eigenen Grenzen. Demut im Vertrauen schützt vor Selbstüberschätzung und Machtgebärden, macht mich und andere nicht klein, sondern wertvoll in dem was wir miteinander und füreinander sind. Wer das erkennt, erfährt den Zauber der gegenseitigen Achtung, erlebt Respekt wie eine Musik, bei der die Musizierenden ihre eigene Stimme ernst nehmen, indem sie sich einfühlen in die Stimmen der anderen und verbunden wissen mit einem gemeinsamen Werk, das mehr bedeutet als die Summe von privaten Einzelinteressen.

Ein solches Bild verleiht dem Wort Respekt, das uns manchmal hart und autoritär in den Ohren klingt, eine andere Farbigkeit. Es erinnert uns daran, dass Respekt immer den ganzen Menschen meint und in allen Sprachen des Körpers nach Ausdruck sucht: Respekt wird spürbar in zarten Berührungen, Gesten und Bewegung. Respekt lässt sich in Augen lesen, in einem liebevollen oder staunenden Blick. Und wenn Martin Luther bekennt „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat, samt allen Kreaturen“, dann singt auch er in seiner Sprache des Glaubens vom respektvollen Miteinander aller Geschöpfe, die sich im vielstimmigen Konzert des Lebens schöpferisch begegnen.

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