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Warum soll ich meine Seele baumeln lassen? Was passiert dann mit ihr? Sie kommt mir wackelig vor, unstabil. Der Leib erhält Tritte von der baumelnden Seele. Besser gefällt mir dieses Bild: „Sie waren in allem, was sie taten, ein Herz und eine Seele.“ Oder dieses: „Er musste ihnen davon erzählen, um es sich von der Seele zu reden.“

Manchmal werden die Augen „der Spiegel der Seele“ oder an anderer Stelle „das Fenster der Seele“ genannt. Seele erscheint zunächst als ein Begriff, ein Wort mit vielen Bedeutungen. Dazu ist sie oft in Redewendungen zu finden. So ist Seele das charakteristische Merkmal eines lebenden Wesens, aber auch die Botschaft eines Musikstücks oder das Mitglied einer Kirchengemeinde. „Das Dorf hat 476 Seelen.“ „Er ist eine wahre Seele von Mensch.“ „Die Sache brennt mir auf der Seele.“

Oscar Wilde hat sie so beschrieben: „Die Seele kommt alt zur Welt, aber sie wird jung. Das ist die Komödie des Lebens. Und der Leib kommt jung zur Welt und wird alt. Das ist die Tragödie des Lebens.“ Die Seele gilt als Ebene der Gefühle und der Empfindungen.

Für die Deutung der Seele im Christentum sind zwei unterschiedliche Strömungen grundlegend. Einmal haben wir die biblische Tradition. Im Alten Testament wird der Mensch als Einheit von Leib und Seele bezeichnet. Im Neuen Testament unterscheidet Paulus eine dreifache Bestimmung von Leib, Seele und Geist. Zum anderen haben wir die philosophische Tradition, die auf Platon zurückgeht. Dort ist die Seele wesentlich vom Leib getrennt.

Für die christliche Deutung bleiben Leib und Seele eine Einheit. Sie bedingen sich gegenseitig. So können etwa seelische Regungen nur im körperlichen Ausdruck wahrgenommen werden. Vielleicht kommt daher auch die Redewendung „Die Seele baumeln lassen“. Dieses Bild wird nicht jeder mögen, versucht es doch den religiösen Begriff mit einem eher infantilen Begriff („baumeln“) zu vereinen.

Andererseits erinnert mich das Bild von einer baumelnden Seele an eine Schaukel, an Leichtigkeit – etwas klingt aus. Altbacken finde ich dieses Bild nicht. Warum soll das meine Seele nicht erquicken? – ein Bild aus dem 23. Psalm im Alten Testament: Der Herr ist mein Hirte ... Er erquickt meine Seele ... führt mich auf richtigen Wegen.

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