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Weihnachten ist eine hochsensible Phase – Nerven liegen blank, Emotionen sind dicht am Wasser gebaut, Forderungen werden übererfüllt oder von vornherein abgewehrt. Dazwischen suchen sich Momente der Freude jenseits von Stimmungsmache einen Weg an die Oberfläche. Sie blitzen kurz hervor, sind wie  Schneekristalle, die sich kurz niederlassen und kühlend schmelzen.

Alle Jahre wieder diese Melange aus Stimmungen und Erinnerungen. Unter der Weihnachtsschicht liegen sie verborgen, süß und manchmal auch bitter. Das gerne Erinnerte ebenso wie das, was man lieber vergessen würde. Sensible Menschen nehmen hier einen Widerspruch wahr, den Widerspruch zwischen dem Anspruch und der Wirklichkeit der Feiertage. Dann lieber abtauchen oder verreisen. Oder beides.  Oder Verabredungen treffen. Und einen langen Spaziergang unternehmen. Weihnachten einmal anders feiern.
Am Strand mit einer Kerze an Menschen denken, die einem wichtig waren oder sind. Ein neues Ritual ausprobieren oder ein altes wiederentdecken. Jedes Weihnachten ist eine Mischung aus neuen und auch liebgewordenen Ritualen. Ritualen, die helfen, Verlorenes, Vermisste und Ersehntes mit hereinzuholen in diese persönliche Zeit für einen selbst und mit mir selbst. Geduld haben mit den eigenen Emotionen.

Es gibt Zeiten, in denen dies nicht leicht fällt. Krankheit oder Trauer etwa machen einen besonders hochsensibel und allergisch gegenüber falschen Tönen. Vielleicht kann aber eine emotionale „Werkzeugkiste“ oder eine Schatzkiste ganz persönlicher Art durch diese Zeit tragen. Bei mir ist es der verspielte kleine Stoffball aus Peru, zum Werfen und Fangen und auch zum Stressabbau. Oder die Zimtstange zum Schnuppern. Oder die Idee zu einem Brief oder zu einer Überraschung des Tages für jemandem, dem ich spontan eine Freude machen möchte. Es darf sich ergeben, ohne Forderung und mit viel Freiheit. Ein Weihnachtspäckchen, das verloren auf den Briefkästen im Hausflur steht, kann plötzlich Menschen zusammenbringen.

Geduld haben. Geduld mit mir und mit anderen. Mit möglicherweise schwierigen Konstellationen. Wenigstens für diesen Augenblick, mich und andere im Glanz der Weihnachtsegeschichte sehen. Frei. Auf dem Weg nach Bethlehem sind es die sensiblen Naturelle, Maria, Elisabeth, Zacharias, die Weisen, Josef, die sich beschützt auf einen Weg machen, den sie sich zuvor nicht zugetraut haben.

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