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„Gib ihn her! Gib ihn mir! Gib ihn SOFORT HER!!“ Mit erheblicher Kraft zieht und zerrt Herr Samsa an dem Apfel, den ich in der Hand halte. Ich grinse, denn es ist viel zu lustig, wie er sich abmüht. Aber ich mag ihn ja, deswegen gebe ich ihm, was er will. Zufrieden macht er es sich auf meiner Schulter bequem und verteilt beim Essen die herunterfallenden Krümel auf meiner Bluse.

Herr Samsa ist mein Streifenhörnchen. Er ist mein erstes Haustier und ich liebe dieses kleine quirlige Ding über alles. Anfangs war es gar nicht so leicht herauszubekommen, was er mag und will: Karotte war so lange doof, bis ich sie ihm in schmale Stifte geschnitten servierte. Walnuss war doof und von einem auf den anderen Tag plötzlich seine Lieblingsnuss. Apfel ist toll – bis auf die Schale, die wird fein säuberlich ausgespart. Inzwischen kenne ich ihn nur zu gut. Seine Vorlieben, seine Verhaltensmuster, alles ist vertraut. So ein Tier schafft es schon, sich die Menschen zu erziehen, das trifft nicht nur auf Katzen zu, denen man das ja gerne nachsagt.

Wenn ich einmal nicht weiß, was Herr Samsa von mir möchte, frage ich mich, was jetzt wohl in seinem kleinen Köpfchen vorgeht – und fühle mich an Bileam erinnert. Der hat eine Eselin mit einem riesigen Dickschädel, jedenfalls denkt er das. Bileam ist ein Prophet aus dem Alten Testament und war eines schönen Tages mit besagter Eselin unterwegs. Da Gott mit dieser kleinen Tour aber nicht ganz einverstanden war, hat er einen Engel geschickt, der sich dem reitenden Bileam in den Weg stellte.

Seine Eselin erkannte dies und fing an zickig zu werden. Bileam passte das gar nicht; er schlug sie und drohte ihr sogar sie umzubringen. Bevor er seine Worte in die Tat umsetzen konnte, gab sich der Engel jedoch zu erkennen und fand einige harte Worte für Bileam. Ich mag die Geschichte sehr gern. Sie erlaubt einen anderen Blick auf unsere tierischen Weggefährten und stimmt mich immer wieder aufs Neue nachdenklich.

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