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„Mut an etwas setzen“ klingt sperrig. Die Sprache kennt eine schönere Melodie dafür: Anmut. In diesem Wort schwingt keine Überheblichkeit, kein Machtanspruch mit. Wer „Mut an etwas setzt“ ringt nicht hochmütig um Herrschaft über andere.

Es geht um den Mut, sich anrühren zu lassen und andere anzurühren – seelisch im Einklang mit der Sprache des Körpers. Die Kleinmütigen fangen an, sich heraus zu wagen aus dem engen Haus der Ängste, Balance zu üben auf beweglichem Lebensgrund.

Genau das macht die Schönheit aus, die wir mit „Anmut“ verbinden: diese zarte und natürliche Balance zwischen Körper und Seele, zwischen Sinnlichem und Geistigen, die sich niemals absichern und für immer festhalten lässt.

Denn mit Bewegung ist Anmut immer verbunden: Anmutig ist die Hingabe im Tanz. Anmutig ist der aufrechte und leichtfüßige Gang. Anmut kann schon in der Mimik, in kleinen Gesten spürbar werden: in der kaum merklichen Berührung, im Augenaufschlag, im Lächeln. Anmutige Schönheit ist einfach da – oft überraschend und immer anders, als Erwartungen und Ideale es vorzuschreiben versuchen:

So wie in der Geschichte von jener Frau, die sich in die Runde der Männer traute, um Jesus mit kostbarem Öl zu salben. Von anmutiger Schönheit ist auch das Bild der schwangeren Maria geprägt, die ihr Magnifikat als ein Lied der Befreiung und Gnade singt. Und die Liebenden im Hohen Lied geben sich so mit Körper und Seele hin, wie es nur jenen möglich ist, die aus einem tiefen Vertrauen heraus „Mut aneinander setzen“.

Ihnen allen und uns allen offenbart sich Anmut als Geschenk, „aus gottes grazie allein“, wie der Dichter Kurt Marti in seiner Poesie ein Lächeln beschreibt: Sola gratia.

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