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„Jeder hat es zweimal, doch keiner möchte es sein?“ Nein, keiner von uns möchte „arm“ sein. Warum nicht? Dumme Frage, denken jetzt vielleicht einige von Ihnen. Wer will schon arm sein, arm sein bedeutet…“ – und hier will ich einhaken und Sie bitten, einmal innezuhalten: Was verbinden Sie mit Armut? Welche Adjektive fallen Ihnen sofort zu Armut ein?

Sind es nicht zumeist negative Zuschreibungen: dreckig, ungebildet, erfolglos, faul, hoffnungslos, hungrig, die uns sofort in den Kopf kommen? Spannend wird es auch, wenn Sie einmal eine Liste machen würden, warum Menschen arm sind. Unser Verständnis von Armut ist geprägt von unserem sozio-kulturellen Umfeld, viel zu oft von Vorurteilen: Wir nehmen Armut wahr, aber inwieweit sehen wir von Armut betroffene Menschen?

Wer sind „Arme“ in der Bibel? – Menschen, deren Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden: Essen und Trinken, Unterkunft, Gesundheit, Teilhabe am politischen und sozialen Leben. Oft sind es Menschen ohne Land oder die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, wie zum Beispiel Witwen und Waisen, die von Reichen unterdrückt werden (Prophetenbuch Jesaja 58) und die am Rande der Gesellschaft stehend machtlos sind (Prediger Salomos Kapitel 4, Vers 1). Gottes besonderes Augenmerk liegt vor allem auf ihnen. In den Sprüchen Salomos Kapitel 14, Vers 31, heißt es: „Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.“

Und heute? Die Armuts-Denkschrift der EKD „Gerechte Teilhabe“ definiert Armut "im Sinne sozialer Ausgrenzung und nicht mehr gewährleistete Teilhabe liegt dann vor, wenn die Handlungsspielräume von Personen in gravierender Weise eingeschränkt und gerechte Teilhabechancen an den Aktivitäten und Lebensbedingungen der Gesellschaft ausgeschlossen sind.“

Es geht zum Beispiel um Johanna, alleinerziehende Mutter von drei Kindern, aber auch um Hans, geringfügig Verdienender mit kranker Mutter oder auch um Klaus, 8 Jahre, Vater und Mutter erwerbslos. Wir nehmen Armut wahr, aber was bedeutet das für unser Leben? Jesus war ganz deutlich: „Wer Hungrige speist, wer Durstenden zu trinken gibt, wer Kranke und Gefangene besucht, wer Fremde aufnimmt und ihnen Obdach gibt, der wird im Licht stehen am Tag des Herrn. Der wird im Reich Gottes sein.“ (Evangelium nach Mathäus, Kapitel 25, ab Vers 41)

Unser Auftrag als Christen ist es also, Menschen zu begegnen, die am ‚Rande’ stehen, und Strukturen zu schaffen, die eine Teilhabe aller am sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, ja auch kirchengemeindlichen Leben ermöglichen. Darum haben viele Kirchengemeinden Projekte, in denen Menschen zusammenkommen, etwa Essens- und Kleiderausgaben, Cafes, Hausaufgabenhilfen, Schuldnerberatungen, um einander wahrzunehmen und zu unterstützen.

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