e-wie-evangelisch.de

e-atheist.de

Wie froh war ich, als ich vor einiger Zeit lesen durfte: Forscher haben ein Gottes-Gen entdeckt. Demnach darf ich mich brüsten, neben allerlei Flausen eine kleine Maschine in meinem Hirn zu haben, die mir sagt: Glaube! Das gibt mir Stoff für ein neues Gespräch. Denn ich war und bin ein skeptischer Mensch. Schon nach der Konfirmation sagte ich mir: gute Güte, jetzt haben dich der Religionsunterricht und dieser Pfarrer tatsächlich soweit gebracht, das alles hier zu glauben und auf Gott zu vertrauen. Shanghaien nennt man so was! (Anm. der Redaktion: Seemannsjargon, steht für gewaltsames Rekrutieren von Seeleuten) Und ich tat alles, um zu beweisen, dass es Gott nicht gäbe.

Nach einigen Wochen sagte Gott mir dann, ich könne damit jetzt wieder aufhören. Die Phase hätte jeder mal. Gerade die Evangelischen. Vielleicht werden auch Sie sagen, dass ich natürlich in einer eingebildeten Glaubenswelt lebte, vor allem dann, als ich in einer selbst gewählten Fundi-Periode mich eines Nachts daran machte, bei Kerzenschein BLACK-SABBATH-Platten zu zerbrechen. Originalpressungen! Klar war das krank, denn Originalpressungen zerbricht man nicht.

Das sah auch Gott so. Er meldete sich umgehend und gab mir zu verstehen, dass Ozzy zwar nicht unbedingt der beste Sänger war, der auf seiner schönen Erde nölte, aber übertreiben sollte ich es nun auch wieder nicht (Für später Geborene: es geht hier nicht um die unsägliche TV-Serie „The Osbournes“!). Na, also gut. Wenn Gott meint. Ich verzichtete dann darauf, meine E-Gitarren zu verkaufen.

Ein paar Zweifel schlichen sich dann wieder ein, als ich Theologie studierte und mit zunehmendem Forschen im Neuen Testament knirschend zugeben musste, dass Jesus wohl doch nicht alles so gesagt hatte, wie ich es in den Evangelien fand. Konnte ich also bei nächtlichem Studium beispielsweise dem guten Matthäus eigene Formulierungen nachweisen, war es immer sehr tröstlich, wenn der auferstandene Christus sich zu mir gesellte und mich an seiner Freude teilhaben ließ, was für profunde Schriftsteller sich da an seine Geschichte rangemacht hätten. Manches hätte er nicht besser sagen können ("Nimm den Johannes", meinte er einmal. "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Toll!")

Ich gönnte mir dann auch mal ein Atheismus-Semester und las vornehmlich die Schriften derer, die Gott seine Existenz absprachen. Der wiederum stieß mich erst auf manche Schriften, um mich durch seinen unergründlichen Ratschluss klüger werden zu lassen: "da, nimm, lies, ihre Argumentationsgänge sind gar nicht so schlecht." "Stimmt, Herr," sagte ich oft ergriffen.

Wie dem auch sei. Jetzt haben wir das Religions-Gen. Dagegen sollten sich vor allem die Atheisten wehren. Sonst müssen sie sich ja sagen lassen, mit ihnen stimme etwas nicht. Wer sagt schon gerne von sich: ich habe ein Defizit! Ein religiöses! Als Atheist! Das geht nun wohl doch nicht. Wie gesagt, ich habe Stoff für ein neues Gespräch. Schauen wir mal, was Gott zu diesem Gen sagt.

 

Autorin/Autor: