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„Du bist ja `ne beleidigte Leberwurst!“ Der Vorwurf sitzt. „Gar nich!“, faucht Lisa, aber das überzeugt sie selber nicht. Beleidigt, das sind doch nur Kleinkinder. Lisa ist wütend. Erst redet die große Schwester nicht mit ihr und dann darf sie noch nicht mal sauer sein.

Lisa ist beleidigt – im wahrsten Sinne des Wortes. Jemand hat ihr Leid zugefügt, hat sie vielleicht sogar beleidigt. Da ist doch beleidigt sein die angemessene Reaktion drauf. Der Andere soll schließlich merken, wie fies er war. Die Schwester soll ein schlechtes Gewissen bekommen, sie soll auch leiden, und zwar unter Lisas Schmollen. Irgendwann wird die Schwester es dann nicht mehr aushalten und sich entschuldigen. Dumm nur, wenn das Spiel durchschaut wird, wie eben jetzt. Denn Lisa hat sich durch ihr Verhalten verletzbar gemacht. Ihr Schmollen zeigt, dass es ihr nicht egal ist, wenn die Schwester sie ignoriert.

Ignorieren, das konnte Jesus auch. Eiskalt. Da bittet eine verzweifelte Frau Jesus um Hilfe für ihre kranke Tochter und wird abgewiesen. (Mt 15, 21-28) Und dann auch noch von demjenigen, der doch als Retter der Menschen auf die Erde kam. Jesus ignoriert sie völlig. Er will seine Ruhe und geht weiter.

Aber die Frau gibt nicht auf. Sie glaubt an die Kraft Jesu und nimmt seine Schmähungen hin. Sie hat Erfolg, weil sie ruhig bleibt, nicht schmollt, weil sie nicht ausrastet, als Jesus sie als Hündin beschimpft: „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen.“, sagt er. Die Frau ist nicht beleidigt. Sie ist schlagfertig, sie gibt die Hoffnung nicht auf und kontert: „Gewiss, Herr, auch die Hunde zehren ja von den Krümeln, die vom Tisch ihrer Herren fallen."

Dieser unerschütterliche Glaube an seine heilende Kraft, dieses Vertrauen trotz klarer Absage beeindrucken selbst Jesus. Erstaunt sagt er: „Frau, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst!“

 

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