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Deutschland befindet sich in einem demografischen Wandel. Manchmal wird gar von einer „demografischen Krise“ gesprochen: Immer mehr Menschen werden immer älter. Das Krisenhafte dieser Entwicklung zeigt sich u.a. daran, dass immer mehr altwerdende Menschen dementiell erkranken: ein großes gesellschaftliches und familiäres Tabuthema! Über „Demente“ spricht man nicht: weil man sich vielleicht gekränkt fühlt (als Angehöriger), weil man Angst davor hat, selbst an Alzheimer zu erkranken.

Dabei kann man - mit Menschen mit Demenz selbstverständlich nach wie vor sprechen, - die Zeit mit ihnen sinnvoll gestalten, - und erkennen, dass Menschen mit Demenz nach wie vor eines haben: ein Herz!

„Wo muss ich jetzt hingehen?“, fragt mich eine ältere Frau bei der Verabschiedung in einem Altenheim nach einem „Besinnlichen Nachmittag“. Mit fünfzehn anderen mehr oder weniger dementen Menschen sind wir in einen lebhaften Austausch gekommen: an diesem Nachmittag im April über die bevorstehenden Konfirmationen, aber natürlich vor allem über die eigenen. Wie das Wetter am Palmsonntag war (meistens ziemlich kühl!), was für ein Konfirmationskleid man anhatte (und wer es geschneidert hat), wie der Gottesdienst selbst war (sehr feierlich, aber mindestens an einer Stelle war man albern... ). Wir singen „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn!“ und „Nun danket alle Gott“. Bald gehört: „Geh aus, mein Herz...“ auch dazu. Wir lachen miteinander. Manchmal kommt es zu einem andächtigen Schweigen. Und die, die scheinbar nur so da sitzen, wirken am Ende gelöster als zu Beginn. Wir schließen mit einem Dankgebet und Fürbitten, dem Vaterunser und dem Segen.

Noch nicht hochgradig dementiell erkrankte Menschen verstehen sich sehr wohl aufs Singen, aufs Beten, aufs Danken. Sie verstehen nicht mehr, sich in Raum und Zeit zu orientieren. Deshalb müssen sie nach ihrem Zimmer fragen. Aber sie verstehen sich auf ein herzliches Lachen, aufs Weinen und in bestimmten Augenblicken auf ein seliges Lächeln. Sie bleiben damit Menschen, die „ein Herz haben“! Auf ihre Art sind sie auf dem Weg zu Gott.

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