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Sie wird gesucht und verdrängt, dankbar ans Licht geholt oder als Geheimnis verborgen – die Erinnerung. Oft wohnt sie in unserem Schweigen und bleibt doch eng verbunden mit der Poesie des gesprochenen Wortes: Kulturen und Religionen auf der ganzen Welt sind kaum vorstellbar ohne die Erzählgemeinschaft derjenigen, die sich erinnern an die Urerfahrung ihres Lebens. Menschen erinnern sich in Liedern und Geschichten an das, was sie miteinander und mit Gott erlebt haben, sie erinnern sich an Angst und Hoffnung, an Liebe und Schmerz, an Bedrohung und Rettung – und sie erzählen davon. Immer und immer wieder.

Dort, wo Erinnerungen mit intensiven Gefühlen verbunden sind, gehen sie ein in das Gedächtnis des ganzen Körpers, finden Halt in Bildern, Gerüchen und Klängen - und so lassen sie sich auch dann noch wecken und ausdrücken, wenn das Denken und Sprechen nicht mehr das gewohnte Erzählen erlaubt. Bedrückend und beglückend kann das sein, von tiefen Verletzungen und langen Wegen der Heilung begleitet – aber in allem prägend für das, was unsere Identität und unser Zusammenleben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausmacht.

Das Erinnern an Unrecht und Leid kann sich in eine Triebkraft für die Hoffnung auf ein besseres und gerechteres Leben verwandeln. Erinnertes Glück ist eine unerschöpfliche Kraftquelle, die auch in dürren Zeiten noch Blüten treibt. Erinnerungen verwandeln sich mit den Jahren und das bewusste Erinnern verwandelt uns. Dort aber, wo versucht wird, das Erinnern für bestimmte Zwecke zu instrumentalisieren, wo Erinnerungen unveränderbar festgeschrieben oder verordnet werden, dort werden Gefühle missbraucht und die Würde von Menschen verletzt. Denn zur Würde eines jeden Menschen gehört beides: Respekt vor den individuellen Erinnerungen in einem Menschen wie auch Respekt im Erinnern an einen Menschen.

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