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Seit 1970 wurde in vielen Ländern am 20. Juni der Tag des afrikanischen Flüchtlings begangen. Im Jahr 2000 beschloss die UN-Vollversammlung, aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) und der Ratifizierung der Genfer Flüchtlingskonvention, den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag zu erklären.

Welche Bedeutung hat dieses Datum für mich heutzutage in Bayern, konkret in Nürnberg? In meiner „Umgebung“ und im Rahmen meiner Möglichkeit das Thema, die Inhalte, vor allem aber seine Verschwiegenheiten zur Sprache zu bringen. Eine Sprache, die droht zu zerbrechen angesichts des lautlosen Massensterbens in Atlantik und Mittelmeer. Fast täglich kentern Boote und ertrinken Menschen. In ihrer Not und Bedrängnis gab es für sie keinen anderen Weg.

Eine technisch hoch ausgerüstete, schnelle Eingreiftruppe wird eingesetzt, um Flüchtlinge an den Küsten und an den Landesgrenzen abzuwehren, sie zurückzudrängen. Schiffseigener und Reedereien raten ihren Kapitänen dringend, ihre vorgesehene Route zu ändern, um den Kontakt mit Schiffbrüchigen zu meiden …

Stolz erzählen Offiziere der Eingreiftruppe von ihrem neuesten Gerät: Einem Herzschlag-Detektor. Er besteht aus zwei magnetischen Sensoren, die am Chassis eines Sattelzuges befestigt und mit einem Laptop verbunden werden. Binnen weniger Sekunden melden die Sensoren den Herzschlag von versteckten Flüchtlingen im Lastwagen …

Und trotz aller Waffen, Technik, Sturm, Wellen, Hunger und Durst gelingt es einigen Menschen in Europa, in Deutschland, in Nürnberg anzukommen und empfangen zu werden. Untergebracht werden sie in einer Erstaufnahmeeinrichtung, in einer Gemeinschaftsunterkunft, gemäß einem gesetzlichen und behördlichen Verfahrensmuster. Nun beginnt ein zweiter Überlebenskampf, eine Anwaltsaufgabe: Behördliche Anerkennung auf Daseinsrecht oder die sogenannte Abschiebung, also „Zurück zum Anfang“.

An dieser Stelle kommt mir die Sprache fast abhanden … wenn nicht heute Weltflüchtlingstag wäre. Ein Anlass „Unsichtbares sichtbar zu machen“.

Abschiebehaft, JVA-Nürnberg. Nennen wir ihn Bonifatius. Eritrea sein Herkunftsland. Von dort nach Europa, weiter in die Karibik, wieder Europa: Malta, Nürnberg. Erstaufnahmelager, JVA-Nürnberg: Abschiebehaft: Ziel zurück nach Malta. Zweiter Versuch. Sondereinsatzbeamte fesseln, verkleben und bringen Bonifatius nach München: Er kann nur noch brüllen; weiteres unmöglich. Mit Sondermaschine und in „Begleitung“ zum Zielort. Übergabe an die maltesischen Behörden. Am 13. Juni erhalte ich einen Brief von Bonifatius. Zwei Seiten. Absender: Bonifatius c/o “Goitom, SAC Sportx Complex / 50 Triq ix-xorrox/ Birkirkara BKR 1631 Malta: Das Flüchtlingslager.

Er, genau wie viele andere, wollte nur eins: Ein bisschen Leben!

PS.: Gott ist parteiisch: Für die Marginalisierten, Entrechteten und Unterdrückten.

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