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Es gibt Sätze, die Wort für Wort vom Fühlen erzählen: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“. Verschiedene Sinne werden angesprochen und mit „freundlich“ eine emotionale Verheißung gegeben. Ist also Gott beim Abendmahl, zu dem diese Zeile des 34. Psalms einlädt, spürbar gegenwärtig?

Im protestantischen Gottesdienst ist das mit dem Fühlen so eine Sache. Gewiss sind da auch Emotionen mit im Spiel – aber ein zu starkes Fühlen gerät schnell in den Verdacht der Sentimentalität. Gepredigt werden Nächstenliebe und Mitgefühl – wie aber sieht es aus mit Sinnlichkeit, Leidenschaft oder gar Eros?

Die Bibel ist reich an Liebesgeschichten. Doch schnell mischt sich die Moral in solche Gefühlslagen ein. Und schon wird es wieder schwierig. Da sind die Mystikerinnen und Mystiker mutiger: Sie scheuen sich nicht, ihre intensive Gotteserfahrung leidenschaftlich als ein „in der Liebe sein“ zu beschreiben: „Durch das Erkennen nehme ich Gott in mich hinein, durch die Liebe hingegen, gehe ich in Gott ein“, heißt es bei Meister Eckhart. Viele andere haben auf ihre Weise erfahren, was es heißt, sich mit Haut und Haar auf die Liebe einzulassen.

In der Mystik gewinnt dieses Fühlen jene spirituelle Energie, ohne die eine so umfassende und innige Beziehung zum Ich, zum Du und zu Gott nicht möglich wäre - und ohne die wir nicht in solchen Bildern denken könnten: „Irgendwo in mir blüht der Jasmin unaufhörlich weiter, genauso überschwänglich und zart, wie er immer geblüht hat. Und sein Duft verbreitet sich um deinen Wohnsitz in meinem Inneren, mein Gott. Du siehst, ich sorge gut für dich. Ich bringe dir nicht nur meine Tränen und ängstlichen Vermutungen dar, ich bringe dir an diesem stürmischen, grauen Sonntagmorgen sogar duftenden Jasmin." (Etty Hillesum)

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