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Füße symbolisieren in der Bibel häufig Macht. Zahlreiche Stellen, wie z.B. Ps 74,4; Röm 16,20, handeln davon, dass etwas mit Füßen getreten wird. Mal ist dieses „etwas“ das Recht, mal ist es ein Feind. Den Fuß auf jemanden zu stellen, gilt bis heute als ein Zeichen von Sieg bzw. Unterwerfung (Jos 10,24). Nackte Füße symbolisieren Empfänglichkeit, aber auch Achtung (Ex 3). Fußwaschungen finden in unterschiedlichen Zusammenhängen statt: sei es aus kultischen Gründen (z.B. 1Kön 7,38), aus Gründen der Hygiene (z.B. Lk 7,44) oder auch als Ausdruck der Gastfreundschaft/Ergebenheit (z.B. Gen 43,24; 1Sam 25,41). Unabhängig vom Anlass, war eine Fußwaschung zu biblischen Zeiten immer ein eindeutiges Signal hierarchischer Machtverhältnisse.

In einer Erzählung aus dem Johannesevangelium ist es Jesus selbst, der seinen Jünger_innen die Füße wäscht (Joh 13, 1-17). Was Jesus hier macht, ist etwas „Unerhörtes“. Eine Revolution! Indem er anderen die Füße wäscht, nimmt Jesus Kleidung, Position und Aufgaben eines Dieners/eines Sklaven an. Ein freier Mann wäscht anderen die Füße! Diese Vollmacht, die gegebenen Hierarchieverhältnisse auf den Kopf (oder besser gesagt: endlich wieder auf die Füße) zu stellen, kommt bei Jesus aus seiner Beziehung zu Gott. Er ist ein Lehrer und Herr, der auf Herrschaft verzichtet. Und wir alle sind aufgerufen, ihm nachzufolgen!

Diese biblische Lesung vom Füße waschenden Jesus stand im Zentrum des Gottesdienstes zum Weltgebetstag 2015. Die Verfasserinnen dieses Gottesdienstes, Frauen aus dem Inselstaat Bahamas hatten dazu eine eindrucksvolle Symbolhandlung entwickelt: Sechs Frauen - jede von ihnen stand für eine andere Notlage - bekamen nacheinander die Füße gewaschen und ihre Not verwandelte sich, so wurde z.B. „Armut“ zu „Fülle erleben“ und „Migrantin“ zu „Willkommen sein“. Die Frauen der Bahamas zeigten so, wie gegenseitige Liebe und der Dienst füreinander „Hand und Fuß“ bekommen. Sie gaben uns ein Beispiel davon, wie sie „Nachfolge“ auf den Fußspuren Jesu leben.

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