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Mein Briefkastendeckel klappert und schon ist er mitten drin. Mitten drin in der Sammlung der Urlaubskarte vom Chiemsee, dem knalligen Prospekt des neuen Möbelmarkts am Stadtrand und der aktuellen Heizkostenabrechnung. Sechs mal klappert mein Briefkastendeckel pro Jahr, um meinen geheimen gedruckten Liebling in Empfang zu nehmen: den Gemeindebrief.
Frisch und fröhlich kommt er daher, auf schönem hellen, handfreundlichen Papier, ansprechendem Layout mit genügend Weißraum zum Luftholen und vor allem mit einer einladenden Titelseite, die mehr als nur den eigenen Gemeinde-Kirchturm zeigt. Seine klare Blattstruktur mit ständig wiederkehrenden Rubriken hilft mir bei der Orientierung und lädt mich zum Blättern und Lesen ein. Vorbei sind die Zeiten, in denen er eine schlecht lesbare Bleiwüste auf gräulichem Papier war und sein inneres Durcheinander mich stets aufs Neue verwirrte.
Viele Jahre wurde der Gemeindebrief unterschätzt oder als lästige Aufgabe in Nachtstunden im Pfarramt in aller Eile noch schnell zusammengebastelt. Doch inzwischen haben fast alle Gemeinden erkannt, welche Chancen das Medium Gemeindebrief bietet. Umfragen bestätigen immer wieder, dass rund zwei Drittel aller evangelischen Kirchenmitglieder regelmäßig oder zumindest gelegentlich den Gemeindebrief betrachten und lesen.
Ich mag ihn, meinen Gemeindebrief. Auch wegen seiner Inhalte. Denn ich bin stets neugierig und will wissen, was los ist in der Kirchengemeinde, wann wieder ein besonderer Familiengottesdienst gefeiert wird, wer wen geheiratet hat und wie gut es mit der Kirchensanierung voran geht. Auch Beiträge zu religiösen Lebens- und Gegenwartsfragen machen mich neugierig – vorausgesetzt, es gibt auch hier einen lokalen Bezug. So findet ein kluger theologischer Artikel eines Hochschullehrers aus Hamburg über die Bedeutung der religiösen Erziehung von Kindern im Vorschulalter deutlich weniger Aufmerksamkeit als ein Beitrag der Leiterin unseres Kindergartens über die Frage „Tischgebet ja oder nein?“.
Artikel über die Aktivitäten in meiner Landeskirche erwarte ich in meinem Gemeindebrief übrigens nicht. Die lese ich jede Woche im Sonntagsblatt, meiner evangelischen Kirchenzeitung. Wenn diese Zeitung kommt, klingt das in meinen Ohren fast so schön, wie wenn der Briefkastendeckel für den Gemeindebrief klappert. Wie gesagt – fast so schön. Denn meine gedruckte Lieblingslektüre bleibt der Gemeindebrief.

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