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Ich habe eine Stammkneipe. Das war mir längere Zeit nicht klar, aber es ist so. Ich rauche gerne Zigarren und im Winter mal eben dafür auf den Balkon...Nein danke. Also musste eine Kneipe her, in der man rauchen darf. Ich bin eher scheu, aber so ganz allein will ich auch nicht sein. Also schnappte ich mir einen guten Krimi und ging zwei Straßen weiter in eine Eckkneipe.

Drinnen: als fremd erkannt. N’Abend! Augen taxieren. Meine auch. Wo ist ein freier Tisch? Da! Schnell entscheiden, setzen und Zigarre und Buch auf den Tisch, Normalität machen.

So hat es sich häufig wiederholt. Mit weniger Tunnelblick. Der Wirt ist ein leicht zorniger Pedant und hat immer eine klare Meinung – auch ungebeten. Seit meiner zweiten Bestellung kennt er meinen Namen, weiß exakt, was und wie viel ich trinken will und kann jeden Streit im Keim ersticken.

Manche Grüppchen sitzen immer auf den gleichen Hockern. Und es gibt einen Billardtisch. Warum sollte man in einer Kneipe auch bloß trinken? Manche spielen fast regelmäßig – manche hin und wieder, wie ich. Ich bin ja eher der mit dem Buch.

Und es wird viel geredet, beim Billard, wenn jemand reinkommt und sowieso. Manchmal hab ich keine Lust, weil es nicht passt. Aber häufig redet sich's angenehm, trefflich, spöttisch, Paarlauf im Nonsens. Einer sagte zu mir „Gesegnete Weihnachten“ und ich wusste sofort, dass er meinte, was er sagte. Wir gaben uns die Hand und das war gut. Das machen wir jetzt immer so.

Ich schätze meine Stammkneipe sehr. Alles scheint mir vertraut. Dass dort jemand Bücher liest, wird hingenommen. Manchmal bewundernd, manchmal ironisch. Das ist OK. Ich rauche meine Zigarre und es ist Geselligkeit, Gespräch, Geschwätz, Billard, Konzentration, Spott, Segen. Alles zusammen – das ist Stammkneipe.

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