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Konflikte schmelzen.
Ja, können Konflikte schmelzen wie Eis?

Konflikte sind wie Eisberge: Übermächtig. Bedrohlich. Von Eisbergen geht Gefahr aus. Rammt ein großes Schiff einen Eisberg, zerstört der oft unsichtbare Teil des Eises das Schiff so, dass es untergeht.

Wenn es zu warm wird, kann Eis aber auch schnell schmelzen, schnell seine Kanten verlieren. Das wünsche ich mir oft in Konflikt-Situationen. „Bitte schmelze dich, wie Schnee schmilzt!“, sagen wir in Indien, wenn ein Konflikt größer wird. Das bedeutet: Verlasse deinen harten unverrückbaren Stand, weiche deine Kanten auf und werde ruhiger.

Es ist ein Rezept für ein gutes Miteinander: Konflikte werden nicht gelöst durch Starrheit. Nicht dadurch, dass unverrückbare Positionen eingenommen werden, sondern dadurch, dass Menschen ihre Wege verlassen. Und sich wie Schmelzwasser neue Wege suchen und gemeinsam einen Weg aus dem Konflikt finden. Wichtig ist dabei, seine Kanten zu verlieren und Konflikten gewaltlos zu begegnen: „Gewalt ist die Waffe des Schwachen, Gewaltlosigkeit die des Starken“, so hat es Mahathma Gandhi formuliert. Jesus ist sein Vorbild. Er ruft in der Bergpredigt sogar dazu auf, die Feinde zu lieben: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen (Matthäus 5,44)“. Jesus dehnt das Gebot der Nächstenliebe auch auf die Feinde aus. Es geht um einen gemeinsamen Weg, nicht um eine Lehre, die sich in Forderungen erschöpft. Und dieser Weg erfordert Mut, Ehrlichkeit und viel Geduld.

Das weiß ich auch aus meinen ganz persönlichen Erfahrungen. Manchmal habe ich nicht verziehen, was mich gekränkt hat, und ich habe nicht versöhnt, wo es nötig gewesen wäre. Manchmal rede ich über Dinge, die schon längst der Vergangenheit angehören und reiße damit alte Wunden wieder auf. Es kann wirklich sehr schwer sein, unter erlittenes Unrecht einen Schlussstrich zu ziehen.

Aber es bleibt die Hoffnung: Konflikte können schmelzen. Der Autor Elnathan John beschreibt diese Hoffnung in seinem Roman so: „Und manchmal, wenn man sich entschuldigt und es ehrlich meint, spürt man, wie Wut schmilzt wie Eis in der Sonne.“

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