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„Du, ich kann nicht. Ich bin krank.“ „Was fehlt Dir denn? Ist es schlimm?“ Ich wehre ab: „Nein. Doch. Migräne. Du weißt schon.“ Sie weiß schon. Das Zimmer abgedunkelt, die Luft mieft süß-sauer. „Kannst Du den Eimer bitte raus bringen?“ „Ja. Brauchst Du sonst noch etwas?“ „Nein. Aber sag den Kindern, dass heute keine Freunde kommen können.“

Sie spült die Kotze ins Klo, wäscht den Eimer aus und schickt die Kinder zum Spielen nach draußen. Und ich liege wie ein Plattfisch im Bett; warte, dass die Tablette und die Ruhe wirken. Morgen wird es vorbei sein. Ich werde mich etwas zermatscht fühlen, aber wieder arbeiten gehen, ins Krankenhaus. Zum Glück habe ich das nicht oft.

In der Uniklinik Erlangen erlebe ich am nächsten Tag wieder mit, dass es weit Schlimmeres gibt, als einen Tag geplagt zu sein. Ein Tag ist doch nicht die Welt! Erstaunlich, wie krank ein Mensch sein und trotzdem am Leben bleiben und gesund werden kann. Hoffnungsfroh ist das, und immer wieder auch sehr grässlich. Die Hochleistungsmedizin und -pflege lassen uns unvorstellbare Krankheiten und Verletzungen überleben. Das ist gut. Aber die Patienten und ihre Angehörigen müssen das Unvorstellbare auch aushalten. Das ist hart. Ihr Glauben kann ihnen helfen – das habe ich oft miterlebt.

Gnade ist, wenn die Schatten der Krankheit nicht „die Welt“ werden, wenn sie nicht auf Dauer das ganze Leben regieren. Gnade ist, wenn die Operation gelingt, wenn Medikamente und Pflege wirken. Wenn ein netter Besuch kommt, die Sonne ins Zimmer scheint. Gnade ist, wenn Gott und der Mensch der Krankheit einen begrenzten Platz im Leben zuweisen können, das aus so viel mehr besteht als dem, was gerade „krank“ ist. Gnade ist Gesundwerden. Oder mit und trotz der Krankheit gerne zu leben; und manchmal ist es Gnade, sterben zu dürfen.

Gegen Krankheiten wirksame Mittel zu finden gehört zu den größten Gnadengaben unseres Gottes, diese Mittel gerecht zu verteilen zu den nie vollkommen lösbaren Aufgaben der Menschheit. Niemand müsste an Durchfall sterben, wären da nicht Gier und Geiz! An denen krankt die Welt. Und Sie?

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