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Vor dieser Krankheit hat sie sich gefürchtet. Nicht nur vor den Schmerzen, den schrecklichen Operationen und den entwürdigenden Nebenwirkungen der Chemotherapie: Haarausfall, Durchfall, Übelkeit. Vor allem wollte sie nie abhängig sein von anderen. Und nie jemandem zur Last fallen. Sie hat doch ihr Leben lang alles selbst in die Hand genommen: den Haushalt, die Kindererziehung, hat ihren Mann gestanden im Beruf und in ihren Ehrenämtern. Nie sollte ihr die Kraft ausgehen. Davor hat sie immer am meisten Angst gehabt.

Und jetzt ist sie gekommen, diese Krankheit, mit allen Schrecken. So wie sie es sich ausgemalt hatte. Sie hat sie ausgezehrt, sie bis an den Rand der Verzweiflung getrieben. Nur eines ist ganz anders geworden. Da ist niemand, dem sie wirklich zur Last fallen könnte.

Freundlich und behutsam sind die Schwestern, geduldig der Arzt. Die Familie fängt sie auf. Die Freunde rufen an, schreiben Briefe, kommen vorbei und lassen die Blumen im Zimmer nicht ausgehen. So viel Liebe, das ist unglaublich, überwältigend, sagt sie. Wie ein warmer Regen für eine vertrocknende Pflanze. Das hat sie verändert, mehr als alles andere. Ein Dominikanerpater hat einmal in sein Tagebuch geschrieben: "Jeder, der wie auch immer nicht in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, fällt nicht nach heidnischer Denkweise zu Lasten der Gemeinschaft, sondern an die Liebe der Gemeinschaft." Wie glücklich macht das einen Menschen im größten Unglück.

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