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„Aber der Jesus war doch tot“, sagte der kleine Marc zu mir, als wir über die Auferstehung sprachen. Marc war sechs Jahre alt und er hatte tief mit empfunden, als wir im Kindergottesdienst über das Leiden und Sterben Jesu gesprochen hatten. Er konnte das Wunder von Ostern noch gar nicht begreifen, denn es überstieg sein Vorstellungsvermögen, dass einer, der gestorben und begraben war, nun seinen Freundinnen und Freunden begegnete. „Ist diese Geschichte von Ostern denn gar nicht echt?“, fragte er.

Marc unterschied zwischen echten und unechten Geschichten. Nicht dass ihm „unechte“ Geschichten nicht gefallen hätten. Er wusste, dass Märchen und auch Filme im Fernsehen „unechte“ Geschichten waren, und trotzdem mochte er sie. Aber es waren eben „unechte“ Geschichten. Sind die Berichte von der Auferstehung Jesu „unechte“ Geschichten, wie Marc sagen würde?

Von Jugendlichen höre ich immer wieder, dass es darauf ankommt „echt“ zu sein. Sie bewerten die Glaubwürdigkeit von Erwachsenen, besonders auch von Menschen in der Kirche daran, ob sie „echt“ sind. In der Jugendforschung heißt es, dass der Authentizität von Repräsentantinnen und Repräsentanten einer Institution eine hohe Bedeutung zugemessen wird. Sind sie „echt“, authentisch in dem, was sie sagen und was sie leben? Das ist für viele junge Menschen die entscheidende Frage.

Wenn dem so ist, dann sind Jugendliche bereit, sich auf vieles einzulassen, auch auf die Fragen des Glaubens und auf Schritte im Glauben. Für mich sind die Ostergeschichten „echte“ Geschichten, weil sie von Erfahrungen berichten, die Menschen gemacht haben. Es waren Menschen, die mit Jesus gute Erfahrungen gemacht hatten. Aber sie waren zutiefst enttäuscht, als sie erlebten, dass der gute Mensch Jesus, der ihnen neue Wege zu Gott gezeigt hatte, auf schändliche Art und Weise hingerichtet wurde, obwohl er unschuldig war.

In dieser Situation, als all ihre Hoffnungen zerbrochen waren, als sie keine Perspektive, keinen Durchblick mehr hatten, da begegnet ihnen der Gestorbene und Begrabene – und sie werden gewiss, dass ER lebt, sie haben es er–lebt. Solche Geschichten sind für mich „echt“, denn sie haben mit Leben zu tun, mit Erleben. Ich finde mich im Erleben dieser Menschen wieder, denn sie spiegeln auch mein Erleben, wenn sich in Ausweglosigkeit plötzlich neue Türen öffnen, wenn in Dunkelheit plötzlich ein Licht aufleuchtet.

Weil ich mich in aller Unzulänglichkeit von Gott angenommen weiß, bin ich gewiss: ER lebt. Weil das manchmal so unglaublich ist, frage ich nicht mehr danach, ob das historisch beweisbar und nachprüfbar ist. Längst nicht alles, was ich erlebe, ist beweisbar und nachprüfbar. Aber ich weiß, dass es „echte“ Geschichten sind, denn sie sind erlebt und wir erleben sie heute.

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