e-wie-evangelisch.de

e-pharisaeer.de

„Pharisäer“ – dieses Wort trägt eine schwere Last. Und das wird heute noch deutlich: Umgangssprachlich wird „Pharisäern“ bis heute oft Heuchelei oder gar Falschheit unterstellt.

Dieser Bedeutung folgend ist vermutlich auch der Name für das gleichnamige Getränk aus Kaffee, Sahne, Zucker und Rum, das den Alkohol unter einer unschuldigen Sahnehaube verbirgt, entstanden. Heute würden wir wohl ein solches Getränk nicht mehr so benennen, denn wir wissen viel mehr über die Gruppe der Pharisäer. Sie war eine der vielen Gruppen im Judentum zur Zeit Jesu. In den Geschichten des Neuen Testaments diskutiert Jesus oft mit Pharisäern. Heute wissen wir, dass diese Diskussionen alltäglicher Teil der Religionsausübung waren – und oft auch noch heute sind.

In den Streitgesprächen ging es meist darum, die beste Auslegung des Willens Gottes zu finden. Mit Leuten, die man nicht respektiert hat, hat man solche Gespräche erst gar nicht geführt. Dass der biblische Jesus also mit Pharisäern diskutiert, lässt nur einen Schluss zu: Jesus respektiert sie – und sie respektieren ihn. Vermutlich kam Jesus selbst aus dieser religiösen Gruppe oder stand ihr zumindest nahe.

Das rabbinische Judentum, das bis heute die Texte der Bibel und des Talmud immer neu zu ergründen sucht, ist der unmittelbare Nachkomme der Schule der Pharisäer.

Wenn Jesus Pharisäer kritisiert – was nicht selten vorkommt – dann ist dies eine Kritik an der eigenen religiösen Umgebung. Wenn Christen heute Pharisäer kritisieren, dann können sie das nur noch von außen tun – und damit verfehlen sie den Punkt der Kritik, auf die Jesus wirklich abzielt. 

Wer also unbedacht die Pharisäer schmäht, folgt damit einer schlimmen christlichen Tradition, der Abwertung jüdischer Frömmigkeit.

Eine Tradition, die hoffentlich ein Ende gefunden hat. Dafür Sorge zu tragen, ist die Aufgabe aller Christ*innen.

Dieses Bild können wir dank der Bilderdatenbank www.pixabay.com verwenden:
Bild von albert69 auf Pixabay

Autorin/Autor: