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Klimawandel, Bundeswehreinsätze, vermeintliche Inflation. Über derlei Schlagworte debattiert derzeit die deutsche Öffentlichkeit. Wer sich nur lautstark und in schnittigen Kernsätzen zu diesen Themen zu Wort meldet, wird ohne weiteres als Prophet tituliert. „Prophet der Krise“ oder „Crashprophet“ sind dieser Tage beliebte Interview-Überschriften.

Begriffe werden aus ihrem religiösen Kontext herausgelöst, um sie in säkularen Zusammenhängen ebenso inflationär wie wirkungssicher einzusetzen. Ein Prophet ist heute eine Person, die auf Grund irgendeiner Expertise Zukunftsprognosen anstellt und damit Recht behält. Ihr Kapital ist ihre Glaubwürdigkeit und ihr Charisma. Diese gilt es zu vermarkten. Ohne Publikum sind moderne Propheten unsichtbar. Dabei sind die Folgen einer Verkündung, die sich an der Beifallsmenge misst, nicht absehbar.

Ganz anders die Propheten des Alten Testaments. Sie standen nicht im Zentrum der Gesellschaft, sondern an deren Rand. Sie waren Eigenbrötler ohne Hang die eigene Person zu profilieren. Jona etwa flüchtete vor seiner Berufung, Jeremia sträubte sich vor seinem Sendungsauftrag, Moses weigerte sich offen gegen Gottes Willen – vergebens. Sie waren weder Besserwisser noch Spekulanten oder Strategen. Sie waren Sprachrohr und Medium einer göttlichen Botschaft und als solche passives Werkzeug. Auch wenn sie wünschten ihre Verkündigungen mögen nicht wahr werden, aussprechen mussten sie sie dennoch.

Im Leisen, fernab des allgemeinen Marktgeschreis, finden wir auch heute Menschen, die gesellschaftliche Missstände benennen, weil sie schlicht nicht anders können. Nicht selten werden sie als Sonderlinge abgestempelt.

Umso gewisser ist, dass uns deren prophetische Botschaften über Klimaveränderungen, Kriege oder Sparpakete nach wie vor ein offenes Ohr und Sensibilität abverlangen.

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