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Is ja ned jedermanns Sach‘, die Wiesn, oder auf hochdeutsch gesprochen: das Oktoberfest. Diese Bierseligkeit, der Trubel, Riesenrad und Karussell, Gedränge und Geschiebe, Zuckerwatte und Steckerlfisch, die großen Bierzelte voller Menschen.

Um was geht es da? Um das Ablegen der oft schweren Realität. Um das Freiwerden von Zwängen. Um das Zulassen, dass man einmal die Zügel etwas lockert und Kontrolle über sich auch ein wenig verliert... und: ja, da gehört für den einen oder anderen eben auch der Rausch dazu.

Den Gedanken, das Leben einfach mal zuzulassen, kennen wir aus der Theorie: Wie oft wird uns in den Kirchen vom Gottvertrauen gepredigt? Wie oft geht es da um ein sich-Fallenlassen? Wie oft sagt Jesus: „Oh ihr Kleingläubigen“?

Gottvertrauen bedeutet die Gewissheit: Ich bin getragen, nichts kann mir geschehen. Damit hilft und ermuntert mich mein Gottvertrauen, auch mal loszulassen. Vertrauen heißt: Spring, ohne dass Du den siehst, der Dich auffängt. Er hat dir gesagt, er sei da. Das reicht. Spring!

Im Kopf wissen wir das alle. Und wenn’s dann ernst wird? Etwa durch das große Abenteuer Oktoberfest, wo man ein wenig aufgefordert ist, wieder Kind zu sein, das sich auf die Geisterbahn und Zuckerwatte freut, wo manchem der Masskrug zuflüstert: „Verlier Dich ein bisserl“ und wo einem sicherlich an Begegnungen alles passieren kann, was es unter Menschen so gibt? Springe ich da?

Wenn es ernst wird, dann melden sich oft die Sachzwänge, die angebliche Vernunft, der Wunsch sich abzusichern, vielleicht auch die Moral, dass man manches eben einfach nicht tue und dann gibt es keinen Sprung. Höchstens ein Sprüngelchen.

Und manchmal – kennen Sie das auch? – da sind mir die, die da springen, ganz suspekt. Die trauen sich nämlich etwas, was ich mich nicht traue: die springen nämlich. Lassen sich fallen. Verzichten auf’s ach so Vernünftige. Die haben einfach Vertrauen darauf, getragen zu sein. Gottvertrauen. Und manchmal wissen sie es gar nicht!

Jetzt werden Sie sagen: Aber auf die Wiesn zu gehen, das hat doch nichts mit Gottvertrauen zu tun! Ich halte mal dagegen: Wissen Sie’s? Wissen Sie im Voraus, welche Begegnungen Ihnen entgehen, wenn sie in dieses reiche, pralle Leben eintauchen? Welche Bekanntschaften Sie schließen, welche Herzen sich öffnen (womöglich Ihr eigenes?), weil es da vielleicht ein wenig leichter fällt? Wissen Sie wirklich, was Sie da erwartet? Die Wiesn ist wie das Leben: nämlich ein Abenteuer. Und ein Risiko.

Noch läuft das Oktoberfest. Guten Sprung ins pralle Leben!

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