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„Zweiter“ bedeutet für viele knapp daneben statt nahe dran und mit dabei. Das zeigen Fragen, wie: Was, nur eine 2 im Zeugnis oder oben auf der Klassenarbeit und keine 1?
„Zweiter“ in Geschwisterkonstellationen: Das Gefühl, Ersatz zu sein, Zweitausgabe, zweiter Versuch, eine schmerzliche Grunderfahrung, die so vertraut sein kann, dass sie in verschiedensten Konstellationen immer neu inszeniert wird. Sich inszeniert. Unfreiwillig natürlich. Weil unbewusst.

„Zweiter“ steht auch für Rangstreit, Konkurrenz.
Da ist einer schon bei der Geburt bestrebt, sich von seinem Zwilling nicht abhängen zu lassen. Er will Erster sein und damit der Ältere. Der mit dem Vorteil des Erstgeborenen ist der, der zuerst mit dem Kopf voraus durch den Geburtskanal nach draußen gleitet.
Seinem Zwilling gefällt das nicht, er drängt nach und hält sich an seinem Fuß geklammert. So bekommt er seinen Namen.
So dicht, nur Minuten hintereinander.

Und diese Minuten bestimmen das Leben über Jahrzehnte: Sie kennen die biblische Erzählung von Jakob? Ein Erbstreit und ein ergaunerter Segen. Zweiter beim Vater, erster bei der Mutter. Eine Lüge und ein enttäuschter Bruder.

Und dann: Lauf um Dein Leben. Schlafen unter Sternen. Mit der Leiter zum Himmel.
Rahel, Jakobs erste Liebe, die jüngere Schwester von zweien.

Lea, die erste und ältere soll zuerst geheiratet werden. Und spürt sich doch immer als zweite Wahl. Vermisst schmerzlich eine Liebe, die sie meint und keine andere. So versucht sie sich aufzuwerten durch ihre Kinder. Hier ist sie machtvoll, in dieser Art Wettstreit der Geburten.
Was, wenn Du zweite Wahl bei jemand anderem bist? Warum das Kämpfen, erste Wahl zu sein, wo man es nicht sein kann? Wie aussteigen aus diesem Spiel?

Was, wenn auch Gott ausgestiegen ist aus diesem Spiel des Vergleichens und des Wettstreits? Wenn er sich nicht dafür hergibt, die Kategorien, die wir geschaffen haben, zu bestätigen?  Wenn die Bewertungen in nicht mehr in Schulnoten und Wettkampfkategorien passieren – stattdessen im: Schön, dass Du auch da bist. Da kommt etwas Gutes und dann noch etwas Gutes in dieses Leben mit dem, was jeder einbringt. Wenn „zweiter“  die Vielfalt beschreibt statt einer Hierarchie?
Was, wenn Gott gar nicht erst diese Kategorie geschaffen hat? Wenn „Zweiter“ und „Zweite“ bedeutet: Wir sind Gemeinschaft. Dann kommt jemand dazu, dann steht jemand an meiner Seite.
Der Prediger Salomo hat dafür ein schönes Bild gefunden: „Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich. Wie kann ein einzelner warm werden. Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen.“

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