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„Das Unglück zwingt, das als wirklich anzuerkennen, was man nicht für möglich hält.“ Dieser Satz der französischen Philosophin und Theologin Simone Weil verweist darauf, dass ein uns selbst betreffendes Unglück immer etwas Unvorstellbares an sich hat.

Das wird bereits bei kleinen „Unglücksfällen“ wahrnehmbar, wie zum Beispiel, wenn wir Schlüssel verlegen: Wir sind uns doch ganz sicher, dass die Schlüssel in der Handtasche sind, und deshalb müssen sie auch dort sein. Dass sie nicht dort sind, wo wir denken, dass sie sein müssten, können wir einfach nicht verstehen.

Die Erfahrung, dass wir nichts wirklich besitzen, weil uns das Unglück alles nehmen kann, zog sich durch Simone Weils Biographie. Ihr Leben war unstet; nirgends hat sie jemals wirklich Fuß gefasst. Immer wieder war sie gezwungen, die Arbeitsstelle zu wechseln. Rasende Kopfschmerzen und Magersucht prägten und schwächten sie. So starb sie 1943, ausgezehrt, im Alter von nur 34 Jahren am Versagen ihres Herzens.

Dem Unglück Aufmerksamkeit zu schenken war ein unpopuläres Anliegen ihres Denkens. Damit wir als wache Menschen der Gefahr die Stirn bieten können, uns vom Unglück zum Schlimmeren verändern zu lassen.

Völlig verständlich war für Simone Weil, dass man den Glauben verlieren kann, wenn man Schreckliches und Schrecklichstes durchgemacht hat. Es ist normal und verständlich, aber nicht logisch. Denn Gottes Wahrheit bleibt gleich - unabhängig davon, ob es uns gut geht oder schlecht. Dank Gottes Nähe in der Gottverlassenheit muss dieser Glaubensverlust jedoch nie vollständig sein.

Simone Weil: „Wer Gott nicht in sich hat, kann seine Abwesenheit nicht empfinden.“

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