Vierzig Tage nach Ostern feiert die Kirche Christi Himmelfahrt. Denn nach biblischer Überlieferung wirkte Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten noch vierzig Tage im Kreis seiner Jüngerinnen und Jünger, bevor er auf den Platz zur Rechten seines Vaters erhoben wurde. So könnte man eigentlich auch sagen: Himmelfahrt ist der „Vatertag“ der Christen. Den tieferen Sinn von Himmelfahrt Menschen von heute nahe zu bringen, ist nicht ganz einfach. Handelt es sich dabei doch um eine Vorstellung, die sich einem Weltbild vergangener Zeiten verdankt: unten die Hölle, in der Mitte die Erde, oben der Himmel. Nun wissen wir aber, dass dieses Weltbild durch die moderne Wissenschaft erledigt ist: Die Erde ist keine Scheibe, und das Weltall ist nicht das Reich Gottes. Vielleicht feiern Menschen heute auch deshalb lieber Vatertag, weil sie die komplizierte Bildsprache der Kirche nicht mehr verstehen können. Mit dem Bollerwagen und einer Kiste Bier ins Grüne zu wandern, ist eben viel einfacher und sinnenfreudiger, als dem Traditionsgehalt kirchlicher Feiertage nachzuspüren. Und doch enthält Himmelfahrt eine Botschaft, die uns auch heute noch nahe kommen kann. Jenseits der naiven Vorstellung, dass hier eine Person leibhaftig in die Luft geht wie eine Rakete, bedeutet Himmelfahrt nämlich: Gott bestätigt endgültig den Anspruch Jesu, Gottes Sohn zu sein. Wenn die Bibel sagt, Gott habe ihn auf den Platz an seiner rechten Seite gesetzt, bedeutet das im Verständnis der damaligen Zeit, dass Gott diesen Jesus über alle Mächte der Welt triumphieren lässt. Deswegen haben sie nicht das letzte Wort über uns. Das letzte Wort hat Jesus Christus. Und der sagt zu uns Menschen: Ihr sollt leben, so wie ich lebe. So besiegelt Himmelfahrt den Sieg des Lebens über die Macht des Todes. Zumindest für diejenigen, die Gott vertrauen. Deswegen stimmt der Satz: Wer Gott vertraut, wird frei. Frei von der Angst vor Menschen und Mächten, die uns bedrängen und bedrücken wollen. Und wer von uns möchte nicht frei sein?