Es sind Situationen, die sich niemand wünscht: Unfälle, Unglücke, Schicksalsschläge, Verbrechen und vieles mehr lassen Menschen zu Opfern werden. Nichts ist für sie mehr wie vorher. Innerhalb von Sekunden brechen Lebensplanungen und Lebenssicherheiten zusammen. Notfallseelsorgerinnen und –seelsorger werden in solchen Situationen von den Leitstellen der Rettungsdienste und Feuerwehren gerufen. Ihre Aufgabe lässt sich dann mit folgenden Stichworten beschreiben: „Stabilisieren – Orientieren – Ressourcen aktivieren.“ Bei der Stabilisierung geht es darum, jemanden in seinen Trauer- und Schockreaktionen nicht allein zu lassen. Man kann nicht viel für andere tun in solchen Situationen, außer Dazusein. Und dieses Dasein ist schon ganz viel. In der „Orientierungsphase“ fragen Betroffene selbst nach den nächsten Schritten, die zu gehen sind. Z.B. weitere Angehörige zu benachrichtigen. Ein Bestattungsunternehmen auszuwählen und mit der Beerdigung zu beauftragen. In einem würdigen Rahmen von einem Verkehrsopfer noch einmal Abschied nehmen zu können. Damit werden dann auch die eigenen Ressourcen der Betroffenen aktiviert: Denn viele haben Familienmitglieder, Freunde, Bekannte oder Nachbarn, die sie nun gerne an ihrer Seite hätten. Die Notfallseelsorgerinnen und –seelsorger werden versuchen, dabei behilflich zu sein, ein soziales Netzwerk zu aktivieren, was den Betroffenen helfen und ihn tragen kann. Notfallseelsorge ist „Hilfe für die Seele“ in einer Situation, in der für die Menschen nichts mehr so ist, wie vorher. Sie ist „Bestandteil des Seelsorgeauftrags der Kirchen und ist in ihrem Grundsatz ökumenisch ausgerichtet.“ (Hamburger Thesen zur NFS, 2007) Pastorinnen und Pastoren, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie gut ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verrichten diesen wichtigen Dienst, der sich immer als Ergänzung zur Gemeindeseelsorge versteht. Wir verstehen Notfallseelsorge als einen kirchlichen Dienst in unserer Gesellschaft, der sich aus den Bedürfnissen des Gegenübers ableitet. Unsere Grundhaltung orientiert sich am Beispiel des „barmherzigen Samariters“.