Ein Gedanke
„Wir machen Weihnachten zu einem Fest“ schreiben mir die Werbetexter. Sie geben mir dann Geschenktipps, bieten Accessoires an, schlagen ihre Speise- oder Getränkekarte auf, offerieren ihr Musikangebot, das ich auf CD buchen kann – alle Jahre wieder. Wenn die erste Kerze auf dem Adventskranz brennt, beginne ich zu grübeln: In diesem Jahr Weihnachtsbaum orange oder doch wieder einmal traditionell rot? Nordmann- oder Coloradotanne? Gänsebraten oder Filetspitzen? Eltern am ersten oder am zweiten Weihnachtstag? Oder sind wir in diesem Jahr einfach weg? Dann ist da auch noch der Schnee. Ohne ihn ist Weihnachten doch kein Fest, oder? Nein, ich bin kein Weihnachtsmuffel, möchte niemandem das Fest madig machen. Und ja, ich freue mich auf das Weihnachtsfest, auf diese besonderen Tage im Dezember. Ich möchte feiern. Dazu gehören das Planen, das Vorbereiten, das Dekorieren und die Musik. Und ich möchte Menschen um mich haben, die mit mir essen und trinken, erzählen und singen. Ja, ich möchte feiern, die Chance nutzen, die mir dieses Fest bietet. Ich genieße es, aussteigen zu können aus dem Alltag, aus der Arbeit, aus dem Trott. Die ersten Schritte führen mich zur Kirche. Dort treffe ich die anderen Aussteiger. Erwartungsvoll lauschen wir alle den Glocken und der Orgel, stimmen das erste Lied an und hören die Botschaft des Festes: Euch ist heute der Heiland geboren. Spätestens dann merke ich: Es ist gut, mich erinnern zu lassen: Wir feiern, dass Gott mit diesem Kind in Bethlehem einen Neuanfang gemacht hat mit einer neuen Welt, mit einem Himmel auf Erden. Nach dem festlichen Auftakt gehen wir wieder auseinander, feiern weiter in unseren Stuben. Und vielleicht gelingt es mir, etwas dorthin mitzunehmen von diesem Himmel, in die Stube oder die Küche und nach den offiziellen Festtagen an meinen Arbeitsplatz. Dann ist das Fest noch nicht vorbei, auch wenn die Werbetexter bereits wieder Neues ersonnen haben.